Perpetuum Mobile

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Rauminstallation, 76. Große Schwäbische Kunstausstellung, Halle 1 – Raum für Kunst im Glaspalast, Augsburg, 2024
Wahrscheinlichkeit für „Vergessen“

Erklärung der Variablen.

P(F): Wahrscheinlichkeit des Vergessens – Forgetting. Diese liegt zwischen 0 und 1

M: Memory – Gedächtnisstärke. Sie beschreibt, wie gut die Information im Gedächtnis verankert ist. Ein hoher Wert für M verringert die Wahrscheinlichkeit des Vergessens.

R: Relevanz. Je relevanter eine Information ist, desto stärker wird sie erinnert und desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit des Vergessens.

P: Perception – Wahrnehmung. Beschreibt die Intensität, mit der die Information aufgenommen wird. Eine hohe Wahrnehmungsintensität verringert das Vergessen.

SM: Mental State – Psychische Verfassung. Dieser Wert beeinflusst die Fähigkeit, die Information wahrzunehmen und zu behalten. Ein hoher Wert bedeutet eine stabile mentale Verfassung und verringert das Vergessen.

t: Time – Zeit. Mit zunehmender Zeit steigt die Wahrscheinlichkeit des Vergessens an.

Interpretation:

Diese Formel basiert auf einem exponentiellen Abfallmodell, ähnlich dem Modell radioaktiven Zerfalls oder anderer Formen des Gedächtnisverlustes über Zeit. Wenn Gedächtnisstärke M, Relevanz R, Wahrnehmung P und psychische Verfassung SM alle hoch sind, ist der Wert im Exponenten sehr groß, und P von F nähert sich 0, was bedeutet, dass die Wahrscheinlichkeit des Vergessens gering ist. Mit zunehmender Zeit t jedoch wird der Exponent kleiner, was P(F) näher an 1 bringt – das Vergessen wird wahrscheinlicher.

Gebetszyklus

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2024, Video mit Ton, Trailer 1:59 min

Naturgewalten vermengen sich mit Landmarken der Zivilisation und zeichnen keine verklärten Sehnsuchtsorte. Im Rausch der Geschwindigkeit verflüchtigt sich der Augenblick, und kommt doch stets immer wieder – wie die Jahreszeiten.

Alle Videos sind als Loop angelegt – also ohne Anfang und Ende, und scheinbar endlos – wie die Wiederkehr der Jahreszeiten oder das gemeinsame Murmeln eines Rosenkranzes.

An das Landschaftsbild der Romantik des 19. Jahrhunderts anknüpfend zeigt dieser Videozyklus in 4 Teilen Landschaften des 21. Jahrhunderts, zwischen real und künstlich oszillierend.

Frühling, 3:21 min — Der Frühling dämmert, aber die Natur ist noch nicht erwacht – kahle Bäume ziehen vorüber. Hie und da ein Auto. Aus der Entfernung hallen Erinnerungen wider.

Herbst, 3:11 min — Regen prasselt auf ein Fenster und lässt die Landschaft dahinter seltsam lebendig erscheinen. Atmet sie? Tobt sie? Ein Vorbote für das nahe Sterben – im Winter!

Sommer, 4:24 min — Ein Sandsturm taucht die vorbeirauschende Landschaft in warmes Gelb. Schön und schrecklich. Schrecklich schön.

Winter, 10 min — „Heimat“ zieht vorbei. Wird sie wiederkommen? Das monotone Abrollgeräusch auf den alten Bahnschwellen macht schläfrig, und ein weißes Vergessen bedeckt die Gedanken.

Deep Paradise

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Der Apfel war und ist in vielen Kulturen von hoher Symbolkraft: sei es als Sinnbild für ewige Jugend, ewiges Leben, für Liebe, Fruchtbarkeit, Paradies und Sündenfall.

In dieser Installation schwebt ein goldener Apfel einem Fixstern gleich in der Luft. Auf seiner glänzenden Oberfläche spiegeln sich vertraute Orte (im augsburger Stadtteil Bärenkeller). Wie geht es den Menschen dort und in der Welt?
Fremdartig dagegen wirken die flächigen Porträts in dieser Landschaft. Wer sind diese Menschen? Die Heilige Familie? Unsere Nachbarn? Es hat sie nie gegeben, sondern sind Outputs einer künstlichen Intelligenz. Wir leben in einer Zeit voller Umbrüche. Neue Technologien vermitteln uns das Gefühl zunehmend die Kontrolle über Wahrheit und Lüge, über Gut und Böse zu verlieren. Ist dies das Paradies auf Erden?

Der Apfel birgt in seinem Inneren ein Geheimnis, denn dort gibt es einen kleinen Stern, gebildet aus 5 Kernen. Er soll daran erinnern, dass unser Handeln darüber entscheidet, ob wir dem „Paradies auf Erden“ ein Stück näher rücken.

Szene aus einem Video der Künstlerin Erika Kassnel-Henneberg

Avalon

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Dieses Werk nimmt Bezug auf die Insel Avalon (gallisch-indogermanisch abal = Apfel) aus der keltischen Mythologie, welche als Paradies angesehen wurde.

In einem unbestimmten Raum und unbekannten Zeit kreisen wir um zwei gesichtslose Avatare, in deren Mitte sich ein goldener Apfel befindet. Alles Streben scheint auf diesen Apfel gerichtet zu sein, der dennoch am Ende für alle unerreichbar bleibt.

Post Mortem

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„Wir alle tragen ein totes Kind in uns.“ Christian Boldtanski zitiert Tadeusz Kantor

Ein verlassenes Haus*. Die Räume bezeugen, dass hier einmal Menschen gewohnt haben. Dort verschmelzen Realität und Fiktion, Gegenwart und Vergangenheit miteinander. Wie in einem Albtraum durcheilen wir die Zimmer und werden dabei immer wieder mit einem alten Klassenfoto konfrontiert. Auf dem real existierenden Foto steht rückseitig: „Jahrgang 1911“. Wer waren diese Menschen? Erinnert sich noch jemand an sie? Ich leihe ihnen meine Augen und lasse sie post mortem wieder lebendig werden. Eine künstliche Lebendigkeit.

Mitten unter diesen Kindern sitze ich (Erika) als Bindeglied zwischen gestern und heute und denke laut über die Angst vor dem Verschwinden nach.

Deep Paula

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In dieser Arbeit werden wir mit einem alten Foto konfrontiert, das mit Hilfe von künstlicher Intelligenz „zum Leben erweckt“ wurde. Wirkt das Mädchen authentisch? Fühlen wir uns ihr näher? Was wird aus fehlerhafter Erinnerung, wenn sie einer künstlichen Lebendigkeit weicht? Trägt diese Illusion nicht eher dazu bei, den letzten Rest der Erinnerung an den echten Menschen zu vergessen? Und hätte es „Paula“ gefallen, was wir mit ihrem Andenken machen?

Schon heute ist es dank künstlicher Intelligenz möglich, ein perfektes, scheinbar „lebendiges“, digitales Ich zu schaffen, wie es Unternehmen, wie z.B. Storyfile, Eternos.life, anbieten. Wir hinterlassen unzählige Spuren im Internet in Form von Suchanfragen, Einkäufen, Beiträgen aus unserem Leben – Fotos, Videos, Kommentare – und vieles mehr. Werden wir dadurch zu gläsernen Marionetten, die auf ewig im Netz herumgeistern? Wer zieht die Fäden im Hintergrund? Werden wir den Unterschied zwischen lebendig und tot, menschlich und künstlich noch erkennen können? Und weiter: Wenn der Verlust eines Menschen durch einen digitalen Zwilling kompensiert wird – welche Bedeutung haben dann noch Abschied, Trauer und Schmerz?

„Paulas“ echtes Porträtfoto ist in der Arbeit Unter der Oberfläche (Buchobjekt) zu finden.

Musik: KI-generiert

Kannst du dir vorstellen, dass die Erinnerung an dich für immer im Netz als lebendiger, digitaler Zwilling existiert?

Würdest du einen verstorbenen geliebten Menschen als digitale Kopie wiederauferstehen lassen wollen?

Umfrage:

Wärst du bereit, ein Foto einer geliebten verstorbenen Person mit Hilfe einer KI-Anwendung zum „Leben“ zu erwecken? Ja? / Nein?

analoge Echtzeitvisualisierung der Umfrage in der Ausstellung Uncanny Valley, Neue Galerie im Höhmannhaus, Augsburg 2023

Conditio Humana II

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Conditio Humana II, 2022, Video mit Sound, 4:48 min

In Anlehnung an das Werk Conditio Humana I wird hier die Frage fortgeführt, welches die conditio humana sei. Betrachtet man die höchste Kunstform der menschlichen Bewegung – den Tanz – so ist dieser eine Kombination aus absoluter Körperbeherrschung, Eleganz und Emotionalität. Dem gegenübergestellt wird hier ein „Tanz“ des humanoiden Roboters HRP-4C, wie er 2010 der Weltöffentlichkeit präsentiert wurde.

Tänzer: Dominik Feistmantl

Rabbit Hole 4.0

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Mehr als ein Drittel der Weltbevölkerung ist Teil der sozialen Netzwerke. Daher spielen diese Plattformen eine immer größere Rolle als Wirtschaftsräume in der Online-Welt; und die Aufmerksamkeit der Nutzer wird zu einer kostbaren, aber knappen Ressource. Doch das Geschäftsmodell des kostenlosen Zugangs zu diesen Gemeinschaften birgt eine große Gefahr: Überwachung und Verhaltensänderung durch private Unternehmen, die mächtige Werkzeuge zur Manipulation entwickeln. Diese neue Technologie wird Attention Engineering genannt. Sie setzt sich aus Interface Design, Gamification und Deep Learning zusammen und macht sich psychologische Aspekte des menschlichen Verhaltens zunutze.

Erfahre mehr darüber.