Wir sind das Narrativ aus eigener Erinnerung und der Erinnerung anderer an uns. So formt sich unsere Identität in einem chronologischen Kontext.
Aber heute wissen wir, dass Erinnerung weder wahr, noch objektiv, noch vollständig ist. Wir legen Spuren, sammeln Dokumente und Fotografien, und archivieren diese. Ich sehe darin einen existenziellen Zweifel: Wer bin ich wirklich, wenn ich dem Gedächtnis nicht trauen kann? Wenn ich keine Spuren hinterlasse, habe ich dann jemals existiert?
Im digitalen Zeitalter sind Cloud-Archive mit riesigen Speichervolumen unser Gedächtnis. Künstliche Intelligenz sammelt Unmengen von Daten und Spuren, die wir in der unendlichen Weite des Internets hinterlassen. Sie findet alles und vergisst nichts. Sie scheint uns besser zu kennen als wir uns selbst. Kann sie uns sagen, wer wir sind? Können wir ihr vertrauen?
Erika Kassnel-Henneberg