
Wir sind das Narrativ unserer eigenen Erinnerungen und der Erinnerungen der anderen an uns. So formt sich unsere Identität in einem chronologischen Kontext.
Doch heute wissen wir, dass Erinnerung weder wahr noch objektiv noch vollständig ist. Wir hinterlassen Spuren und archivieren sie. Ich sehe darin einen existenziellen Zweifel: Wer bin ich, wenn ich der Erinnerung nicht trauen kann? Wenn ich keine Spuren hinterlasse, habe ich dann jemals existiert?
Im digitalen Zeitalter sind Cloud-Archive unser Gedächtnis. Wir hinterlassen Unmengen von Fußspuren im Internet, die von künstlicher Intelligenz aufgespürt und analysiert werden. Sie finden alles und vergessen nichts. Sie scheinen uns besser zu kennen als wir uns selbst. Können sie uns sagen, wer wir sind?
Schon heute jagt ein technologischer Fortschritt den nächsten, und es zeichnet sich ab, dass die Abwägung zwischen dem technisch Machbaren und dem ethisch Vertretbaren eine zentrale Aufgabe für unsere Gesellschaft sein wird. Am Ende wird vielleicht nur noch eine Frage wichtig sein: Wer wollen wir sein?