2015, 3-teilig, Fotografie auf Alu-Dibond, je 75 x 50 cm
Das „Rauschen“ ist eine physikalische Störgröße mit unspezifischem Frequenzspektrum, welches akustisch als höhenbetontes Störgeräusch empfunden wird.
Wikipedia
Visuell ist uns das Rauschen noch aus den heute kaum mehr gebräuchlichen Röhrenfernsehern als graues Feld mit feiner, sich bewegender Körnung bekannt. Schon der Speicherprozess von sinnlichen Erfahrungen im menschlichen Gehirn unterliegt verschiedenen Störungsbereichen, und das Wieder-Abrufen erst recht. Der Erfolg des sich-Erinnerns ist abhängig von der physischen oder mentalen Verfassung (Müdigkeit, Krankheit, Rauschzustand…), oder er ist abhängig davon, welcher Aspekt der Erinnerung gerade wichtig ist (Priorisierung), und er ist davon abhängig, wie diese Informationen interpretiert werden. Aufgrund des Selbsterhaltungstriebes ist nämlich das Gehirn (unbewusst) in der Lage, Erinnerung so wiederzugeben, wie sie uns in diesem spezifischen Augenblick nützlich ist.
Die Visualisierung des Erinnerungsprozesses stellt sich daher für mich als ein graues elektrostatisches Störfeld dar, aus dem Bilder auftauchen und wieder verschwinden. Manchmal sind diese Bilder nicht sehr deutlich, sodaß der Interpretationsspielraum sehr groß ist. Manchmal ist es hilfreich, einen Schritt zurück zu treten, um das Dargebotene aus einer gewissen Distanz zu betrachten.
„Denn eines ist stärker als wir, uns zwar das ewige Fortschreiten der Zeit, die nie anhält und zwangsläufig zum Tod führt.“
Christian Boltanski
Eine künstliche Choreografie wird durch Aneinanderreihung und Wiederholung von 25 Standbildern generiert. Ein Rhythmus wird durch Module natürlicher und künstlicher Geräusche gebildet (Wassertropfen und das Klappern einer Maschine). Eine flüsternde Stimme rezitiert „Das Begräbnis der Toten“ aus dem Gedicht „The Waste Land“ von T.S. Eliot
Im linken Teil des Bildschirms befindet sich ein statisches Bild, das auf den ersten Blick an ein sakrales Motiv erinnert, vielleicht an eine Art Altar. Tatsächlich ist es ein Tisch mit einem Vogelnest im Licht einer Neonlampe. Darin liegen kleine Vogel-Skelette.
Memento… Boltanski! “ ist ein Vanitas-Tanz auf die Sinnlosigkeit des Lebens.
Die Basis dieser Arbeit sind Fotografien in Langzeitbelichtung, die während einer Tanzprobe gemacht wurden. Da die Reihenfolge der Fotos von mir neu geordnet wurden, hat der so entstandene „Tanz“ nichts mehr mit der ursprünglichen Choreografie zu tun. Auf akustischer Ebene bin ich ähnlich vorgegangen: aus Wassertropf- und Maschinengeräuschen habe ich einzelne Elemente selektiert und zu einem Rhythmus zusammengestellt. Alle Geräusche wurden von mir selbst produziert und editiert, exklusiv für diese Arbeit.