„(…) Es ist schwierig, die räumlichen Dimensionen der Erinnerung zu definieren. Es ist da, das Zimmer meiner Kindheit, das ich immer noch aufräume und das immer noch stirbt, zur gleichen Zeit, wie seine Bewohner, – ihre sterbliche Hülle. (…)“ Tadeusz Kantor
Ein verlassenes Haus*. Die Räume bezeugen, dass hier einmal Menschen gewohnt haben. Dort verschmelzen Realität und Fiktion, Gegenwart und Vergangenheit miteinander. Wie in einem Albtraum durcheilen wir die Zimmer und werden dabei immer wieder mit einem alten Klassenfoto konfrontiert. Auf dem real existierenden Foto steht rückseitig: „Jahrgang 1911“. Wer waren diese Menschen? Erinnert sich noch jemand an sie? Ich leihe ihnen meine Augen und lasse sie post mortem wieder lebendig werden. Eine künstliche Lebendigkeit – ein Rettungsring gegen das Vergessen?
Mitten unter diesen Kindern sitze ich (Erika) als Bindeglied zwischen gestern und heute und denke laut über die Angst vor dem Verschwinden nach – oder kann Vergessen-werden auch eine Gnade sein? Das Kinderlied „Wann und wo sehen wir uns wieder und sind froh?“ muss unbeantwortet bleiben.
* Bei diesem Haus handelt es sich um das „House of New Realities“ – ein temporäres kollektiven Kunstwerk in der Bäckergasse 4 – eine Art Pop-Up Museum, das im Sommer 2023 im Rahmen des Augsburger Friedensfests durch Bluespots Productions ins Leben gerufen wurde. Die Installation „Post Mortem“ habe ich für diesen Ort modifiziert. Somit ist jene nun selbst zu einem Memorandum für diejenigen geworden, die diesen Ort einst belebt haben.