Zeichnung von Esther Irina Pschibul

Von der räumlichen Dimension des Häutens

Ein Gemeinschaftsprojekt von Esther Irina Pschibul und Erika Kassnel-Henneberg

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Pandemie, Kriege, Umweltkatastrophen und gesellschaftliche Spaltungen – sind das die Zeichen unserer Zeit? Wenn ja, wie wollen wir darauf reagieren? Verbarrikadieren wir uns und bauen neue Bunker? Oder sollten wir alles dafür geben, sie erst gar nicht zu brauchen?

In audiovisuellen, begehbaren Rauminszenierungen wollen wir einem wachsenden Interesse der Gesellschaft an Schutzräumen und Zufluchtsorten nachgehen, um deren Ambivalenzen zu visualisieren und Klischees zu hinterfragen. Aufgrund einer zunehmend bedrohlich wirkenden gesellschaftspolitischen Szenerie interessieren wir uns in unserer künstlerischen Auseinandersetzung im Besonderen für eine imaginäre Schutzhaut, die „persönliche“ Schutzhülle, den intimen Zufluchtsort: Diese nicht greifbaren Hüllen sind als Schutzschicht des Menschen im Ringen um die eigene Identität und Kultur von existenzieller Bedeutung: Was macht mich aus? Wie kann ich meine Haltung behaupten? Was bewirkt und bestimmt mein Handeln? Gleiche Fragestellung gilt für ein gesamt gesellschaftliches Empfinden: Wie nehmen wir uns als Kollektiv wahr? Welche Bedeutung haben Werte wie Respekt und Toleranz für uns?

Ehemalige Bunkeranlagen aus der NS Zeit werden ausfindig gemacht, auf Atmosphäre und Nutzbarkeit geprüft und künstlerisch bespielt. Das Rauminnere wird als virtuell animiertes Bühnenbild in den Kunstraum übertragen und dient uns als Kulisse für unsere Inszenierungen.

Schlaf gut, Liebes

Ist dies eine Gute-Nacht-Geschichte? Wohl kaum! „Mutter“ ist ein Sinnbild für „Fürsorge“. Aber welche Bedeutung haben „Fürsorge“ und „gute Mutter“? Gibt es universelle Kritterien, die frei von sozio-kultureller Prägung sind? Tatsächlich wird das Mutterbild von gesellschaftlichen Konventionen geprägt, die – über die Zeit betrachtet – nicht immer gleich waren.

Hier vermischen sich Erinnerungen und Märchen, Wahres und Erdachtes, und werden mit Hilfe von künstlicher Intelligenz zu einem bewegten Albtraum.

Sprache: deutsch
UT: deutsch, englisch

Die Gedanken sind frei

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„Die Gedanken sind frei“ – ein deutsches Volkslied, das als Ausdruck des Widerstands gegen Unterdrückung immer wieder gesungen wurde. Der Autor und der Komponist sind unbekannt. Bekommt das Lied eine neue Bedeutung, wenn es aus dem „Mund“ einer künstlichen Intelligenz kommt? Welche neuen Strophen würde die Intelligenz in „ihrem Sinne“ erfinden? Für dieses Gedankenexperiment habe ich ChatGPT neue Strophen schreiben lassen. Nur die erste und die letzte Strophe sind mit dem traditionellen Lied identisch. Die lippensynchrone Animation wurde ebenfalls mit Hilfe künstlicher Intelligenz erstellt.

Deep Paradise

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Der Apfel war und ist in vielen Kulturen von hoher Symbolkraft: sei es als Sinnbild für ewige Jugend, ewiges Leben, für Liebe, Fruchtbarkeit, Paradies und Sündenfall.

In dieser Installation schwebt ein goldener Apfel einem Fixstern gleich in der Luft. Auf seiner glänzenden Oberfläche spiegeln sich vertraute Orte. Wie geht es den Menschen dort und in der Welt?
Fremdartig dagegen wirken die flächigen Porträts in dieser Landschaft. Wer sind diese Menschen? Die Heilige Familie? Unsere Nachbarn? Es hat sie nie gegeben, sondern sind Outputs einer künstlichen Intelligenz. Wir leben in einer Zeit voller Umbrüche. Neue Technologien vermitteln uns das Gefühl zunehmend die Kontrolle über Wahrheit und Lüge, über Gut und Böse zu verlieren.
Ist dies das Paradies auf Erden?

Der Apfel birgt in seinem Inneren ein Geheimnis, denn dort gibt es einen kleinen Stern, gebildet aus 5 Kernen. Er soll uns daran erinnern, dass unser Handeln darüber entscheidet, ob wir dem „Paradies auf Erden“ ein Stück näher rücken.

Ortsspezifische Installation.

Deep Paradise @ St.Konrad / Augsburg-Bärenkeller, 2023, Video mit Ton, 6:07 min

Szene aus einem Video der Künstlerin Erika Kassnel-Henneberg

Avalon 1+2

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Der (goldene) Apfel war und ist in vielen Kulturen von hoher Symbolkraft: sei es als Sinnbild für ewige Jugend, ewiges Leben, für Liebe, Fruchtbarkeit, Paradies und Sündenfall, und jüngst als „Item“ in dem beliebten Spiel Minecraft. Das Wort „Avalon“ hat viele Bedeutungen, hier jedoch nimmt es Bezug auf die Insel Avalon (gallisch-indogermanisch abal = Apfel) aus der keltischen Mythologie, welche als Paradies angesehen wurde.

In einem unbestimmten Raum unter blauem Himmel kreisen wir um zwei gesichtslose Avatare, in deren Mitte sich ein goldener Apfel befindet. Wie in einem surrealen Traum finden wir uns in einer Endlosschleife wieder, in welchem die Figuren ein seltsames Gehabe an den Tag legen. Alles scheint sich um diesen Apfel zu drehen, der am Ende für alle unerreichbar bleibt.

1+2: Beide Videos zeigen dieselben Szenen, jedoch aus unterschiedlichen Blickwinkeln.

Diese Videoinstallation wird ortsspezifisch modifiziert. Die Idee ist, dass der virtuelle Raum die unmittelbare Ausstellungsumgebung zeigt.

Videokunst von Erika Kassnel-Henneberg

Post Mortem

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„(…) Es ist schwierig, die räumlichen Dimensionen der Erinnerung zu definieren. Es ist da, das Zimmer meiner Kindheit, das ich immer noch aufräume und das immer noch stirbt, zur gleichen Zeit, wie seine Bewohner, – ihre sterbliche Hülle. (…)“ Tadeusz Kantor

Ein verlassenes Haus*. Die Räume bezeugen, dass hier einmal Menschen gewohnt haben. Dort verschmelzen Realität und Fiktion, Gegenwart und Vergangenheit miteinander. Wie in einem Albtraum durcheilen wir die Zimmer und werden dabei immer wieder mit einem alten Klassenfoto konfrontiert. Auf dem real existierenden Foto steht rückseitig: „Jahrgang 1911“. Wer waren diese Menschen? Erinnert sich noch jemand an sie? Ich leihe ihnen meine Augen und lasse sie post mortem wieder lebendig werden. Eine künstliche Lebendigkeit – ein Rettungsring gegen das Vergessen?

Mitten unter diesen Kindern sitze ich (Erika) als Bindeglied zwischen gestern und heute und denke laut über die Angst vor dem Verschwinden nach – oder kann Vergessen-werden auch eine Gnade sein? Das Kinderlied „Wann und wo sehen wir uns wieder und sind froh?“ muss unbeantwortet bleiben.

* Bei diesem Haus handelt es sich um das „House of New Realities“ – ein temporäres kollektiven Kunstwerk in der Bäckergasse 4 – eine Art Pop-Up Museum, das im Sommer 2023 im Rahmen des Augsburger Friedensfests durch Bluespots Productions ins Leben gerufen wurde. Die Installation „Post Mortem“ habe ich für diesen Ort modifiziert. Somit ist jene nun selbst zu einem Memorandum für diejenigen geworden, die diesen Ort einst belebt haben.

Marionette

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2023, Video mit Sound, 3:15 min

Das verlockende Angebot an KI-gestützen Anwendungen steigt. Mit ihrer Hilfe werden Erinnerungsfotos „zum Leben“ erweckt.
Bringt uns dies der erinnerten Person näher? Oder erschaffen wir damit etwas anderes – etwas Neues? Etwas Unheimliches?

„Anna“ hat es wirklich einmal gegeben. Eine Beschriftung auf der Rückseite dieser Fotografie erzählt davon, dass es an jemanden gerichtet war, der sich an seine „kleine Freundin Hela“ erinnern sollte.

Musik: KI-generiert

ChatGPT @ Uncanny Valley

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Was ChatGPT über das „Uncanny Valley“ zu sagen hat.

Was oder wer ist ChatGPT? Diese Frage habe ich „ihm“ gestellt, worauf „er“ folgendes geantwortet hat:

„Ich bin ein künstliches Intelligenz-Modell, das von OpenAI trainiert wurde. Meine Antworten basieren auf den Informationen, die ich während meines Trainingsprozesses aufgenommen habe. Während dieses Trainings wurde ich mit einer enormen Menge an Texten aus einer Vielzahl von Quellen gefüttert, einschließlich Büchern, Zeitschriftenartikeln, Nachrichtenberichten und wissenschaftlichen Studien. Auf diese Weise konnte ich ein breites Verständnis für viele verschiedene Themen und Fachgebiete entwickeln(…). Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass ich nicht in der Lage bin, eigene Erfahrungen zu sammeln und dass meine Antworten nicht immer vollständig oder 100% korrekt sein können. Meine Antworten sollten immer als Informationsquelle und nicht als endgültiger Expertenrat verwendet werden.“

Polaroid, Screenshot aus der Videoarbeit Sandbox

Sandbox

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Sandbox ist einerseits das englische Wort für Sandkasten, andererseits ein aus der Softwareentwicklung stammender Begriff für einen „isolierten Bereich, innerhalb dessen jede Maßnahme keine Auswirkung auf die äußere Umgebung hat.“ (Wikipedia)

Wir sitzen in einem großen virtuellen Sandkasten, der alles andere als isoliert ist. Darin sind viele Spielzeuge, von denen wir nicht wissen, wozu sie zu gebrauchen sind. Und täglich kommen neue hinzu. Wir erforschen sie spielerisch und dabei kommen wir auf so manchen Gedanken – gut oder böse..

Ein solches Spielzeug ist Dall-e 2. Sie ist eine der meist gefeierten KIs des Jahres 2022, die aus einer textbasierten Beschreibung in natürlicher Sprache realistische Bilder und sogar Kunstwerke erstellen kann. Dieser kreative Akt ist neu und einzigartig, und muß als nächste Evolutionsstufe bewertet werden.

Die Werke, die Dall-e erzeugt, sind nahezu perfekt, und doch generiert sie auf scheinbar harmlose Stichworte merkwürdig verstörende Outputs. Es drängt sich die Frage auf, ob dies das Spielzeug ist, das wir unseren Kindern geben würden?

Drum Bun Rauminstallation

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Drum Bun, 7-teilige Arbeit, Kollage, SanDepot-Halle, Aichach 2014

Die Rauminstallation zeigt 7 bearbeitete Papierbögen, die an einem Faden von der Decke hängen. Jeder Luftzug, der von einem vorbeigehenden Besucher erzeugt wird, versetzt die Papierbögen in Rotation, sodaß sie nicht immer vollständig zu sehen sind. So ergibt sich ein Gesamtbild, das fragmentarisch und in ständiger Veränderung ist – so wie eine Erinnerung eben auch.