



Video, 5:00 min. Ortsspezifische Installation des Werkes Post Mortem im House of New Realities. Juli 2023
Making-of
Video, 5:00 min. Ortsspezifische Installation des Werkes Post Mortem im House of New Realities. Juli 2023
Making-of
Der (goldene) Apfel war und ist in vielen Kulturen von hoher Symbolkraft: sei es als Sinnbild für ewige Jugend, ewiges Leben, für Liebe, Fruchtbarkeit, Paradies und Sündenfall, und jüngst als „Item“ in dem beliebten Spiel Minecraft. Das Wort „Avalon“ hat viele Bedeutungen, hier jedoch nimmt es Bezug auf die Insel Avalon (gallisch-indogermanisch abal = Apfel) aus der keltischen Mythologie, welche als Paradies angesehen wurde.
In einem unbestimmten Raum unter blauem Himmel kreisen wir um zwei gesichtslose Avatare, in deren Mitte sich ein goldener Apfel befindet. Wie in einem surrealen Traum finden wir uns in einer Endlosschleife wieder, in welchem die Figuren ein seltsames Gehabe an den Tag legen. Alles scheint sich um diesen Apfel zu drehen, der am Ende für alle unerreichbar bleibt.
1+2: Beide Videos zeigen dieselben Szenen, jedoch aus unterschiedlichen Blickwinkeln.
Diese Videoinstallation wird ortsspezifisch modifiziert. Die Idee ist, dass der virtuelle Raum die unmittelbare Ausstellungsumgebung zeigt.
„(…) Es ist schwierig, die räumlichen Dimensionen der Erinnerung zu definieren. Es ist da, das Zimmer meiner Kindheit, das ich immer noch aufräume und das immer noch stirbt, zur gleichen Zeit, wie seine Bewohner, – ihre sterbliche Hülle. (…)“ Tadeusz Kantor
Viele unserer Anstrengungen zielen darauf ab den Tod zu überwinden, sei es aus medizinischen, wissenschaftlichen, philosophischen oder religiösen Motiven. Was in der Realität noch nicht möglich ist, wird um so mehr in der künstlerischen Fiktion erforscht. Was-wäre-wenn-Szenarien werden bis zum Ende durchdacht und lassen uns erkennen, dass daraus nichts Gutes entstehen würde. In Anlehnung an Tadeusz Kantors „Tote Klasse“ und sein Theater des Todes erwecke ich hier eine Schulklasse post mortem wieder zum Leben. Ich sitze mitten unter ihnen als Bindeglied zwischen gestern und heute. Das Kinderlied „Wann und wo sehen wir uns wieder und sind froh?“ muss schmerzlich unbeantwortet bleiben.
Dieses Werk nimmt inhaltlich Bezug auf seinen Ausstellungsort und schafft somit eine Verbindung zwischen Realität und Fiktion.
Das verlockende Angebot an KI-gestützen Anwendungen steigt. Mit ihrer Hilfe werden Erinnerungsfotos „zum Leben“ erweckt.
Bringt uns dies der erinnerten Person näher? Oder erschaffen wir damit etwas anderes – etwas Neues? Etwas Unheimliches?
„Anna“ hat es wirklich einmal gegeben. Eine Beschriftung auf der Rückseite dieser Fotografie erzählt davon, dass es an jemanden gerichtet war, der sich an seine „kleine Freundin Hela“ erinnern sollte.
Musik: KI-generiert
Der (goldene) Apfel war und ist in vielen Kulturen von hoher Symbolkraft: sei es als Sinnbild für ewige Jugend, ewiges Leben, für Liebe, Fruchtbarkeit, Paradies und Sündenfall, und jüngst als „Item“ in dem beliebten Spiel Minecraft.
In dieser Installation schwebt ein goldener Apfel durch die Luft. Auf seiner glänzenden Oberfläche spiegelt sich die unmittelbare Umgebung.
Mit ihm schweben flächige Porträts im Stil eines Vanitas-Motivs. Wer sind diese Menschen? Es hat sie nie gegeben, sondern sind Outputs einer künstlichen Intelligenz. Wir leben in einer Zeit voller Umbrüche. Neue Technologien vermitteln uns das Gefühl zunehmend die Kontrolle über Wahrheit und Lüge, über Gut und Böse zu verlieren.
Ist dies das Paradies auf Erden?
Ortsspezifische Installation (hier beispielsweise im „Hause of New Realities“, Augsburg 2023).
Paradies @ House of New Realities, 2023, Video mit Ton, 3:10 min
Sandbox ist einerseits das englische Wort für Sandkasten, andererseits ein aus der Softwareentwicklung stammender Begriff für einen „isolierten Bereich, innerhalb dessen jede Maßnahme keine Auswirkung auf die äußere Umgebung hat.“ (Wikipedia)
Wir sitzen in einem großen virtuellen Sandkasten, der alles andere als isoliert ist. Darin sind viele Spielzeuge, von denen wir nicht wissen, wozu sie zu gebrauchen sind. Und täglich kommen neue hinzu. Wir erforschen sie spielerisch und dabei kommen wir auf so manchen Gedanken – gut oder böse..
Ein solches Spielzeug ist Dall-e 2. Sie ist eine der meist gefeierten KIs des Jahres 2022, die aus einer textbasierten Beschreibung in natürlicher Sprache realistische Bilder und sogar Kunstwerke erstellen kann. Dieser kreative Akt ist neu und einzigartig, und muß als nächste Evolutionsstufe bewertet werden.
Die Werke, die Dall-e erzeugt, sind nahezu perfekt, und doch generiert sie auf scheinbar harmlose Stichworte merkwürdig verstörende Outputs. Es drängt sich die Frage auf, ob dies das Spielzeug ist, das wir unseren Kindern geben würden?
„Menschen machen Fotos gegenseitig – zu beweisen dass sie wirklich existierten“, sangen die Goldenen Zitronen (deutsche Punk-Band) 1994. Heute haben Fotos an Glaubwürdigkeit verloren, weil sie sehr leicht manipuliert werden können.
Und doch – unser Verhältnis zum eigenen Bild ist ambivalent: Selfies zeugen davon, dass wir auf Omas Geburtstag waren, und gleichzeitig können wir unser Porträtfoto mit einem einzigen Klick bis zur Unkenntlichkeit manipulieren. Die technischen Möglichkeiten sind endlos und werden dank KI-gestützten Anwendungen immer perfekter.
In dieser Arbeit werden wir mit einem alten Foto konfrontiert, das mit Hilfe von künstlicher Intelligenz animiert wurde. Das Mädchen auf dem Foto wirkt lebendig. Fühlen wir uns ihr näher? Was wird aus fehlerhafter Erinnerung, wenn sie einer künstlichen Lebendigkeit weicht? Trägt diese Illusion nicht eher dazu bei, den letzten Rest des echten Menschen zu vergessen? Und hätte es „Paula“ gefallen, was wir mit ihrem Andenken machen?
Musik: KI-generiert
Eine Umfrage ist Teil dieser Arbeit:
Wärst du bereit, ein Foto einer geliebten verstorbenen Person mit Hilfe einer KI-Anwendung zum „Leben“ zu erwecken? Ja? / Nein?
„Paulas“ echtes Porträtfoto ist in der Arbeit Unter der Oberfläche (Buchobjekt) zu finden.
In Anlehnung an das Werk Conditio Humana I wird hier die Frage fortgeführt, welches die conditio humana sei. Ein weiterer Aspekt ist meiner Ansicht nach die Fähigkeit der absoluten Körperbeherrschung. In Abgrenzung zur Künstlichen Intelligenz ist es die Körperlichkeit in Kombination mit Emotion und Eleganz.
In dieser Arbeit werden komplexe menschliche Bewegungen in Form eines Tanzes dem humanoiden Roboter HRP-4C, wie er 2010 der Weltöffentlichkeit präsentiert wurde, gegenübergestellt.
Tänzer: Dominik Feistmantl
Es klingt wie die englische Kurzform von Mutter, jedoch handelt es sich hierbei um Googles neue KI Multitask Unified Model – kurz „MUM“, die seit 2021 konsequent lernt, welche Absichten hinter unseren Fragen stecken, egal welche Sprache wir sprechen. Dadurch kann sie noch schneller und päziser antworten. MUM weiß was wir wollen. Wir können sie alles fragen.
Ein organisches Etwas, einem Auge ähnlich, scannt die Umgebung wie eine Überwachungskamera. Es ist MUM. In ihrem „Auge“ spiegelt sich ein Überwachungsmonitor. Es sind Aufnahmen von mir und mit mir als Mutter, die ihre Kinder mit der Kamera begleitet – oder besser: überwacht? Sind wir uns ähnlich?
Mit jeder Suchanfrage lernt MUM uns besser zu verstehen. Weiß sie bald mehr über uns als wir über uns selbst? Was ist sie? Mutter oder Monster?
„Insgeheim sind wir alle nur auf der Suche nach einer übergeordneten Instanz.
Irgendjemand, der uns sagt, was, verdammt noch mal, wir tun sollen.“
Süddeutsche Zeitung, Update für die Übermutter vom 29.8.2021
Die Basis dieser Arbeit bilden 25 Fotografien in Langzeitbelichtung, die während einer Tanzprobe gemacht wurden. Modulen gleich werden sie von mir neu angeordnet und wiederholt. So entsteht ein künstlicher, scheinbar endloser Tanz, der nichts mehr mit der ursprünglichen Choreografie zu tun hat.
Nach barockem Vorbild werden hier Schönheit und Tod metaphorisch gegenübergestellt – ein Vanitas-Tanz auf die Vergänglichkeit des Lebens. Dabei wird der Fluß der Zeit oder das Dahinfließen der Lebenszeit durch Wasser verkörpert, sei es durch das akustische, rhythmische Tropfen wie das Ticken einer Uhr, oder visuell durch das künstlich verlangsamte Fließen eines Flusses.
Begleitet wird das Video mit dem Auszug Das Totenamt aus dem Gedicht Das wüste Land von T.S. Eliot (Original: The Waste Land, 1922).
Tänzer: Dominik Feistmantl