Mädchen auf einem Stuhl Polaroid

Sandbox

Sandbox ist einerseits das englische Wort für Sandkasten, andererseits ein aus der Softwareentwicklung stammender Begriff für einen „isolierten Bereich, innerhalb dessen jede Maßnahme keine Auswirkung auf die äußere Umgebung hat.“ (Wikipedia)

Wir sitzen in einem großen virtuellen Sandkasten, der alles andere als isoliert ist. Darin sind viele Spielzeuge, von denen wir nicht wissen, wozu sie zu gebrauchen sind. Und täglich kommen neue hinzu. Wir erforschen sie spielerisch und dabei kommen wir auf so manchen Gedanken – gut oder böse..

Ein solches Spielzeug ist Dall-e 2. Sie ist eine der meist gefeierten KIs des Jahres 2022, die aus einer textbasierten Beschreibung in natürlicher Sprache realistische Bilder und sogar Kunstwerke erstellen kann. Dieser kreative Akt ist neu und einzigartig, und muß als nächste Evolutionsstufe bewertet werden.

Die Werke, die Dall-e erzeugt, sind nahezu perfekt, und doch generiert sie auf scheinbar harmlose Stichworte merkwürdig verstörende Outputs. Es drängt sich die Frage auf, ob dies das Spielzeug ist, das wir unseren Kindern geben würden?

Alte Frau hält Schädel in der Hand Polaroid

Deep Vanitas

Seit dem Aufkommen des Internets und insbesondere der sozialen Plattformen findet sich unsere Gesellschaft in Parallel-Realitäten wieder: der analogen, physischen Welt und der virtuellen. Dort sehen wir uns zunehmend mit Fake-Menschen und Fake-Geschichten konfrontiert, die mit Hilfe künstlicher Intelligenz perfektioniert wurden. Wie können wir einem in jeder Hinsicht entmenschlichten, digitalen Raum entgegentreten?

In dieser Arbeit bringe ich zwei Dinge zusammen, die nicht zusammen gehören: das Polaroid und den KI-generierten Fake-Menschen. Polaroids verkörperten lange Zeit Echtheit und Einzigartigkeit, denn jedes Foto war ein Unikat und hielt einen realen Augenblick in seiner ganzen Unvollkommenheit fest. Die wie barocke Vanitas-Motive anmutenden Szenen hier hat es jedoch nie gegeben. Und trotzdem verleiht das Polaroid als Medium dieser Arbeit etwas glaubwürdiges und wahrhaftiges.

In dieser Konstellation bekommt der Vanitas-Gedanke „Mensch bedenke, dass du sterblich bist“ eine überraschende Wendung, die aus dem „Mund“ einer künstlichen Intelligenz lauten könnte: „Mensch bedenke, dass du obsolet bist“.

Marionette

2023, Video mit Sound, 3:15 min

Das verlockende Angebot an KI-gestützen Anwendungen steigt. Mit ihrer Hilfe werden Erinnerungsfotos „zum Leben“ erweckt.
Bringt uns dies der erinnerten Person näher? Oder erschaffen wir damit etwas anderes – etwas Neues? Etwas Unheimliches?

„Anna“ hat es wirklich einmal gegeben. Eine Beschriftung auf der Rückseite dieser Fotografie erzählt davon, dass es an jemanden gerichtet war, der sich an seine „kleine Freundin Hela“ erinnern sollte.

Musik: KI-generiert

ChatGPT @ Uncanny Valley

Was ChatGPT über das „Uncanny Valley“ zu sagen hat.

Was oder wer ist ChatGPT? Diese Frage habe ich „ihm“ gestellt, worauf „er“ folgendes geantwortet hat:

„Ich bin ein künstliches Intelligenz-Modell, das von OpenAI trainiert wurde. Meine Antworten basieren auf den Informationen, die ich während meines Trainingsprozesses aufgenommen habe. Während dieses Trainings wurde ich mit einer enormen Menge an Texten aus einer Vielzahl von Quellen gefüttert, einschließlich Büchern, Zeitschriftenartikeln, Nachrichtenberichten und wissenschaftlichen Studien. Auf diese Weise konnte ich ein breites Verständnis für viele verschiedene Themen und Fachgebiete entwickeln(…). Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass ich nicht in der Lage bin, eigene Erfahrungen zu sammeln und dass meine Antworten nicht immer vollständig oder 100% korrekt sein können. Meine Antworten sollten immer als Informationsquelle und nicht als endgültiger Expertenrat verwendet werden.“

Polaroid, Screenshot aus der Videoarbeit Sandbox

Sandbox

Sandbox ist einerseits das englische Wort für Sandkasten, andererseits ein aus der Softwareentwicklung stammender Begriff für einen „isolierten Bereich, innerhalb dessen jede Maßnahme keine Auswirkung auf die äußere Umgebung hat.“ (Wikipedia)

Wir sitzen in einem großen virtuellen Sandkasten, der alles andere als isoliert ist. Darin sind viele Spielzeuge, von denen wir nicht wissen, wozu sie zu gebrauchen sind. Und täglich kommen neue hinzu. Wir erforschen sie spielerisch und dabei kommen wir auf so manchen Gedanken – gut oder böse..

Ein solches Spielzeug ist Dall-e 2. Sie ist eine der meist gefeierten KIs des Jahres 2022, die aus einer textbasierten Beschreibung in natürlicher Sprache realistische Bilder und sogar Kunstwerke erstellen kann. Dieser kreative Akt ist neu und einzigartig, und muß als nächste Evolutionsstufe bewertet werden.

Die Werke, die Dall-e erzeugt, sind nahezu perfekt, und doch generiert sie auf scheinbar harmlose Stichworte merkwürdig verstörende Outputs. Es drängt sich die Frage auf, ob dies das Spielzeug ist, das wir unseren Kindern geben würden?

Deep Paula

In dieser Arbeit werden wir mit einem alten Foto konfrontiert, das mit Hilfe von künstlicher Intelligenz „zum Leben erweckt“ wurde. Wirkt das Mädchen authentisch? Fühlen wir uns ihr näher? Was wird aus fehlerhafter Erinnerung, wenn sie einer künstlichen Lebendigkeit weicht? Trägt diese Illusion nicht eher dazu bei, den letzten Rest der Erinnerung an den echten Menschen zu vergessen? Und hätte es „Paula“ gefallen, was wir mit ihrem Andenken machen?

Schon heute ist es dank künstlicher Intelligenz möglich, ein perfektes, scheinbar „lebendiges“, digitales „Ich“ zu schaffen, wie es Unternehmen, wie z.B. Storyfile, Eternos.life, anbieten. Wir hinterlassen unzählige Spuren im Internet in Form von Suchanfragen, Einkäufen, Beiträgen aus unserem Leben – Fotos, Videos, Kommentare – und vieles mehr. Werden wir dadurch zu gläsernen Marionetten, die auf ewig im Netz herumgeistern? Wer zieht die Fäden im Hintergrund? Werden wir im Netz den Unterschied zwischen lebendig und tot, menschlich und künstlich noch erkennen können? Und weiter: Wenn der Verlust eines Menschen durch einen digitalen Zwilling kompensiert wird – welche Bedeutung haben dann noch Abschied, Trauer und Schmerz?

Kannst du dir vorstellen, dass die Erinnerung an dich für immer im Netz als lebendiger, digitaler Zwilling existiert?

Würdest du einen verstorbenen geliebten Menschen als digitale Kopie wiederauferstehen lassen wollen?

Musik: KI-generiert

„Paulas“ echtes Porträtfoto ist in der Arbeit Unter der Oberfläche (Buchobjekt) zu finden.

Umfrage:

Wärst du bereit, ein Foto einer geliebten verstorbenen Person mit Hilfe einer KI-Anwendung zum „Leben“ zu erwecken? Ja? / Nein?

analoge Echtzeitvisualisierung der Umfrage in der Ausstellung Uncanny Valley, Neue Galerie im Höhmannhaus, Augsburg 2023

Conditio Humana II

In Anlehnung an das Werk Conditio Humana I wird hier die Frage fortgeführt, welches die conditio humana sei. Ein weiterer Aspekt ist meiner Ansicht nach die Fähigkeit der absoluten Körperbeherrschung. In Abgrenzung zur Künstlichen Intelligenz ist es die Körperlichkeit in Kombination mit Emotion und Eleganz.

In dieser Arbeit werden komplexe menschliche Bewegungen in Form eines Tanzes dem humanoiden Roboter HRP-4C, wie er 2010 der Weltöffentlichkeit präsentiert wurde, gegenübergestellt.

Tänzer: Dominik Feistmantl

Rabbit Hole 4.0

Suzanne wird von blinkenden Tasten und dem Sprachassistenten ihres Computers in eine virtuelle Traumwelt gelockt, die ihr eine Lösung für ihr Schlafproblem verspricht. In Wirklichkeit ist sie jedoch nur Teil eines großen wissenschaftlichen Experiments, bei dem ihr Verhalten gezielt manipuliert werden soll.

Mehr als ein Drittel der Weltbevölkerung ist Teil der sozialen Netzwerke. Daher spielen diese Plattformen eine immer größere Rolle als Wirtschaftsräume in der Online-Welt; und die Aufmerksamkeit der Nutzer wird zu einer kostbaren, aber knappen Ressource. Doch das Geschäftsmodell des kostenlosen Zugangs zu diesen Gemeinschaften birgt eine große Gefahr: Überwachung und Verhaltensänderung durch private Unternehmen, die mächtige Werkzeuge zur Manipulation entwickeln. Diese neue Technologie wird Attention Engineering genannt. Sie setzt sich aus Schnittstellendesign, Gamification und Deep Learning zusammen und macht sich psychologische Aspekte des menschlichen Verhaltens zunutze.

Erfahre mehr darüber.

Conditio Humana I

Als conditio humana werden die Bedingungen oder Umstände des Menschseins im Allgemeinen bezeichnet. Was macht den Mensch zum Menschen? Dieser Frage geht hier eine KI in einem Monolog nach. Ein oft zitierter Aspekt ist die Sprache, die uns vom Tier unterscheidet. Aber welches ist die conditio humana, die uns von einer künstlichen Intelligenz unterscheidet?

Ausgangpunkt dieser Arbeit war ein Bericht im Radio über einen neuen Meilenstein in der Entwicklung von Künstlicher Intelligenz. 2019 sei es Forschern erstmal gelungen eine KI zu entwickeln, die im Pokern gegen fünf reale Profispieler gewonnen hat.

Das Besondere beim Pokern ist die Komplexität der Strategieberechnung, weil – anders als beispielsweise beim Schach – die Informationen unvollständig sind (verdecktes Blatt) und die Gegner unberechenbar handeln (Veschleiern des eigenen Blattes und ständiger Strategiewechsel als Reaktion auf Gegenspieler). Gleichzeitig muss auch die KI den Gegner täuschen um zu siegen.
Alles in Allem fordert dies der KI besondere Fähigkeiten ab, die sie auf die nächste Evolutionsstufe katapultieren.

Wenn eine KI ein eigenes Bewußtsein hätte, was würde sie mit dieser Fähigkeit tun?

Tänzer: Dominic Feistmantl

Premiere: Fassadenprojektion in Buenos Aires / Argentinien am 17.December 2022

Übermutter

Es klingt wie die englische Kurzform von Mutter, jedoch handelt es sich hierbei um Googles neue KI Multitask Unified Model – kurz „MUM“, die seit 2021 konsequent lernt, welche Absichten hinter unseren Fragen stecken, egal welche Sprache wir sprechen. Dadurch kann sie noch schneller und präziser antworten. MUM weiß was wir wollen. Wir können sie alles fragen. Mit jeder Suchanfrage lernt MUM uns besser zu verstehen. Weiß sie bald mehr über uns als wir über uns selbst? Was ist sie? Mutter oder Monster?

Ein organisches Etwas, einem Auge ähnlich, scannt die Umgebung wie eine Überwachungskamera. Es ist MUM. Sie wacht über uns. Auf 3 Monitoren ist aus verschiedenen Bilckwinkeln zu beobachten, dass eine Person an einer Nähmaschine arbeitet.

Die Aufnahmen entstanden während eines Work-in-Progress im Rahmen des Kooperationsprojektes „Von der räumlichen Dimension des Häutens“. Sie zeigen die Bildhauerin Esther Irina Pschibul, wie sie sich eine „Schutzhaut“ aus getrockneten Schweineblasen näht.

„Insgeheim sind wir alle nur auf der Suche nach einer übergeordneten Instanz.
Irgendjemand, der uns sagt, was, verdammt noch mal, wir tun sollen.“

Süddeutsche Zeitung, Update für die Übermutter vom 29.8.2021