Schlaf gut, Liebes

Ist dies eine Gute-Nacht-Geschichte? Wohl kaum! „Mutter“ ist ein Sinnbild für „Fürsorge“. Aber welche Bedeutung haben „Fürsorge“ und „gute Mutter“? Gibt es universelle Kritterien, die frei von sozio-kultureller Prägung sind? Tatsächlich wird das Mutterbild von gesellschaftlichen Konventionen geprägt, die – über die Zeit betrachtet – nicht immer gleich waren.

Hier vermischen sich Erinnerungen und Märchen, Wahres und Erdachtes, und werden mit Hilfe von künstlicher Intelligenz zu einem bewegten Albtraum.

Sprache: deutsch
UT: deutsch, englisch

Die Gedanken sind frei

Startnarrativ

„Die Gedanken sind frei“ – ein deutsches Volkslied, das als Ausdruck des Widerstands gegen Unterdrückung immer wieder gesungen wurde. Der Autor und der Komponist sind unbekannt. Bekommt das Lied eine neue Bedeutung, wenn es aus dem „Mund“ einer künstlichen Intelligenz kommt? Welche neuen Strophen würde die Intelligenz in „ihrem Sinne“ erfinden? Für dieses Gedankenexperiment habe ich ChatGPT neue Strophen schreiben lassen. Nur die erste und die letzte Strophe sind mit dem traditionellen Lied identisch. Die lippensynchrone Animation wurde ebenfalls mit Hilfe künstlicher Intelligenz erstellt.

ChatGPT @ Uncanny Valley

Startnarrativ

Was ChatGPT über das „Uncanny Valley“ zu sagen hat.

Was oder wer ist ChatGPT? Diese Frage habe ich „ihm“ gestellt, worauf „er“ folgendes geantwortet hat:

„Ich bin ein künstliches Intelligenz-Modell, das von OpenAI trainiert wurde. Meine Antworten basieren auf den Informationen, die ich während meines Trainingsprozesses aufgenommen habe. Während dieses Trainings wurde ich mit einer enormen Menge an Texten aus einer Vielzahl von Quellen gefüttert, einschließlich Büchern, Zeitschriftenartikeln, Nachrichtenberichten und wissenschaftlichen Studien. Auf diese Weise konnte ich ein breites Verständnis für viele verschiedene Themen und Fachgebiete entwickeln(…). Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass ich nicht in der Lage bin, eigene Erfahrungen zu sammeln und dass meine Antworten nicht immer vollständig oder 100% korrekt sein können. Meine Antworten sollten immer als Informationsquelle und nicht als endgültiger Expertenrat verwendet werden.“

Rabbit Hole 4.0

Suzanne wird von blinkenden Tasten und dem Sprachassistenten ihres Computers in eine virtuelle Traumwelt gelockt, die ihr eine Lösung für ihr Schlafproblem verspricht. In Wirklichkeit ist sie jedoch nur Teil eines großen wissenschaftlichen Experiments, bei dem ihr Verhalten gezielt manipuliert werden soll.

Mehr als ein Drittel der Weltbevölkerung ist Teil der sozialen Netzwerke. Daher spielen diese Plattformen eine immer größere Rolle als Wirtschaftsräume in der Online-Welt; und die Aufmerksamkeit der Nutzer wird zu einer kostbaren, aber knappen Ressource. Doch das Geschäftsmodell des kostenlosen Zugangs zu diesen Gemeinschaften birgt eine große Gefahr: Überwachung und Verhaltensänderung durch private Unternehmen, die mächtige Werkzeuge zur Manipulation entwickeln. Diese neue Technologie wird Attention Engineering genannt. Sie setzt sich aus Schnittstellendesign, Gamification und Deep Learning zusammen und macht sich psychologische Aspekte des menschlichen Verhaltens zunutze.

Erfahre mehr darüber.

Conditio Humana I

Als conditio humana werden die Bedingungen oder Umstände des Menschseins im Allgemeinen bezeichnet. Was macht den Mensch zum Menschen? Dieser Frage geht hier eine KI in einem Monolog nach. Ein oft zitierter Aspekt ist die Sprache, die uns vom Tier unterscheidet. Aber welches ist die conditio humana, die uns von einer künstlichen Intelligenz unterscheidet?

Ausgangpunkt dieser Arbeit war ein Bericht im Radio über einen neuen Meilenstein in der Entwicklung von Künstlicher Intelligenz. 2019 sei es Forschern erstmal gelungen eine KI zu entwickeln, die im Pokern gegen fünf reale Profispieler gewonnen hat.

Das Besondere beim Pokern ist die Komplexität der Strategieberechnung, weil – anders als beispielsweise beim Schach – die Informationen unvollständig sind (verdecktes Blatt) und die Gegner unberechenbar handeln (Veschleiern des eigenen Blattes und ständiger Strategiewechsel als Reaktion auf Gegenspieler). Gleichzeitig muss auch die KI den Gegner täuschen um zu siegen.
Alles in Allem fordert dies der KI besondere Fähigkeiten ab, die sie auf die nächste Evolutionsstufe katapultieren.

Wenn eine KI ein eigenes Bewußtsein hätte, was würde sie mit dieser Fähigkeit tun?

Tänzer: Dominic Feistmantl

Premiere: Fassadenprojektion in Buenos Aires / Argentinien am 17.December 2022

Homunculus

2022, Video mit Ton, Animation, 6:34 min

Der Begriff Homunculus (= lat. „Menschlein“) bezeichnet einen künstlich erschaffenen Menschen – und steht für den Menschheitstraum, ein Wesen nach eigener Vorstellung konstruieren zu können, und zwar mit Hilfe neuester Technik. Literarisch wurde diese Idee bereits in vielfacher Weise verarbeitet, so zum Bespiel in Mary Shelleys Frankenstein.

Heute sind wir dieser Idee so nahe wie nie zuvor. Im Zeitalter von Deep Learning sind es nicht mehr Alchemisten oder Wissenschaftler, sondern Programmierer, die künstliche Intelligenzen anlernen, menschenähnliche Gesichter selbstständig und täuschend echt zu generieren. Genial, unheimlich oder gefährlich?

In dieser Arbeit sehen wir uns einer Reihe solcher künstlicher Portraits gegenüber. Auf seltsame Weise kommunizieren sie mit uns: ihre Augen scheinen den Raum zu erkunden und ihre Mimik verändert sich. Das Erkennen von Gesichtern und das Verstehen von non-verbaler Kommunikation prägt uns als Spezies Mensch und als soziale Wesen. Wie reagieren wir aber, wenn eine KI versucht, genau diese Fähigkeit zu imitieren? Will sie uns täuschen? Mit uns kommunizieren? Uns testen?

Klagelied

2022, Animation, 7:28 min

In dieser künstlichen Unterwasserwelt schwirren unzählige kleine Irrlichter. Sie symbolisieren all die Menschen, die zwischen 2014 und 2022 auf ihrer Flucht nach Europa ertranken. Auf dem Grund dieses Meeres hören wir den Erzählungen von fünf jungen Flüchtlingen zu: Jayjay und Ismail aus Afghanistan, Zeeshan aus Pakistan, Abdi aus Äthiopien und Sulayman aus Gambia. Sie berichten von ihren Familien, von ihrer Flucht vor Gewalt, von ihren Hoffnungen und Träumen.

Audiomaterial: mit freundlicher Genehmigung des Jungen Theaters Augsburg

Frau geht über Bahngleise Videostill

Garten Eden

Wir sind das Narrativ aus eigener Erinnerung und der Erinnerung anderer an uns. Vielleicht ist dies der Grund, warum ich meinem Vater (1932 – 2020) so gerne zuhörte, wenn er mir von seiner Kindheit berichtete – eine Kindheit, die er trotz Hunger und Krieg immer in wunderbaren Bildern schilderte. Der zeitliche Kontext ist der Zweite Weltkrieg, kulturell befinden wir uns inmitten der Kommunity der Banater Schwaben, eine deutsche Minderheit in Rumänien.

2014 beschloss ich, seine Erzählungen aufzuzeichnen – einerseits, weil ich diesen gemeinsamen Augenblick festhalten wollte; und andererseits, weil seine Geschichten nicht nur Zeitdokumente sind, sondern auch etwas über mich selbst erzählen. Die Interviews werden von meinen eigenen Fotografien und Videoclips aus dem heutigen Rumänien (2015) begleitet.

In dem Werk „Garten Eden“ geht es um Heimat als Utopie, um Kindheit als verlorenes Paradies, und um Identität, die sich aus Erzählungen speist.

Utopia wohnt nebenan

„25 Jahre nach Ende des Kalten Krieges ist vielerorts wieder eine große politische Distanz zwischen Westeuropa (z.B. Österreich) und Osteuropa (z.B. Rumänien) auszumachen. Allein schon an den historischen Wahlverwandtschaften zwischen den Städten Wien und Timişoara lässt sich festmachen, dass dies ein Zerrbild ist. Für das Stück Utopia wohnt nebenan bewegen sich die Autor_innen durch die beiden Städte, inspiriert vom situationistischen Konzept der psychogeographischen Erkundung. Ausgangspunkte des ‚Umherschweifens’ sind jeweils die Stadtteile Innere Stadt und Josefstadt (die es aufgrund der gemeinsamen Geschichte in Wien und Timişoara gibt). Aus den dabei gesammelten Fieldrecordings und Fotografien komponieren sie die Klang-Bild-Landschaft einer utopischen Stadt, in der der Gegensatz von West und Ost außer Kraft gesetzt ist. In die Komposition eingewoben sind O-Töne mit Zeitzeug_innen, die sich an solidarisches Zusammenleben in ihrer Heimat in Wien bzw. Timişoara unter schwierigen sozialen und politischen Bedingungen in unterschiedlichen Phasen des 20. Jahrhunderts erinnern. Die Zitate werden anhand gemeinsamer thematischer Motive in einen dialogartigen Bezug zueinander gesetzt, die den Blick auf den „Überschuss des Möglichen im Wirklichen“ (Ernst Bloch) der realen Geschichte von Österreich und Rumänien eröffnen. Die Sprecher_innen sind Friederike Brenner (geboren 1923 in Mödling nähe Wien) und Johann Kassnel (geboren 1932 in Jahrmarkt bei Timisoara).“ (Gerald Fiebig)