Rabbit Hole 4.0

Dieser Kurzfilm entstand im Rahmen meiner Bachelorarbeit über „Attention Engineering in den Sozialen Medien“ und beschreibt in metaphorischer Weise das Internet als großes Versuchslabor, in dem Nutzer wie „Versuchskaninchen“ mit Hilfe psychologischer „Waffen“ manipuliert werden.

Suzanne wird durch blinkende Buttons und den Sprachassistent an ihrem Computer in eine virtuelle Traumwelt gelockt, die ihr eine Lösung für ihr Schlafproblem versprechen. Tatsächlich aber ist sie nur Teil eines großen wissenschaftlichen Experiments, in dem es darum geht, ihr Verhalten gezielt zu manipulieren.

Ähnlich der „realen“ Konversationen in den sozialen Netzwerken wird die Hauptperson „Suzanne“ durch in „Echtzeit“ geschriebene Aussagen repräsentiert und tritt als physische Person in den Hintergrund. Die Kamera nimmt dabei ihren Blickwinkel ein. Aus dieser Konstellation ergeben sich drei szenische Ebenen im Film: 1.) der „virtuelle Raum“, der gleichzeitig die Bühne ist; 2.) die Bildschirmoberfläche, auf welcher Suzannes Textnachrichten erscheinen; 3.) der unsichtbare Raum vor dem Screen, in welchem wir gemeinsam mit Suzanne sitzen und der Geschichte folgen.

In den ersten beiden Teilen wird Suzanne ein anthropomorpher Sprachcomputer als Antagonist gegenübergestellt, den man nur hören kann. Durch die Umkehrung von Zuständen, nämlich die Entmaterialisierung des Menschen „Suzanne“ und die Vermenschlichung des Roboters „David“ – nur er hat eine Stimme – entsteht eine Diskrepanz in der Erwartungshaltung des Betrachters, die sehr spannungsreich ist.

Das Geschehen wird von einer Fliege begleitet. Durch ihre Präsenz macht sie immer wieder auf sich aufmerksam und demonstriert damit auf penetrante Weise „Attention Engineering“. Die Fliege als physische „Protagonistin“ im Film verdeutlicht die Absurdität der Situation, denn sie gehört sowohl der realen, als auch der virtuellen Welt an, und sie ist Täter (zieht die Aufmerksamkeit auf sich) und Opfer (stirbt) zugleich.

Klagelied

2022, Animation, 7:28 min

In dieser künstlichen Unterwasserwelt schwirren unzählige kleine Irrlichter. Sie symbolisieren all die Menschen, die zwischen 2014 und 2022 auf ihrer Flucht nach Europa ertranken. Auf dem Grund dieses Meeres hören wir den Erzählungen von fünf jungen Flüchtlingen aus Afghanistan, Pakistan, Äthiopien und Gambia zu. Sie berichten von ihren Familien, von ihrer Flucht vor Gewalt, von ihren Hoffnungen und Träumen.

Das Audiomaterial wurde mit freundlicher Genehmigung des Jungen Theaters Augsburg zur Verfügung gestellt.

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Schlaf gut, Liebes

Ist dies eine Gute-Nacht-Geschichte? Wohl kaum!

„Mutter“ ist ein Sinnbild für „Fürsorge“. Aber welche Bedeutung haben „Fürsorge“ und „gute Mutter“? Gibt es universelle Kritterien, die frei von sozio-kultureller Prägung sind? Tatsächlich wird das Mutterbild von gesellschaftlichen Konventionen geprägt, die – über die Zeit betrachtet – nicht immer gleich waren.

Von einem alten Familienalbum und einem Märchen der Gebrüder Grimm inspiriert entwickelt sich hier eine Geschichte, die mich nachdenklich macht und mein aufgeräumtes Mutterbild auf den Kopf stellt.

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Garten Eden

Wir sind das Narrativ aus eigener Erinnerung und der Erinnerung anderer an uns. Vielleicht ist dies der Grund, warum ich meinem Vater so gerne zuhörte, wenn er mir von seiner Kindheit berichtete – eine Kindheit, die er trotz Hunger und Krieg immer in wunderbaren Bildern schilderte, eingebettet in Orte, die mir vertraut sind.

2014 beschloss ich, seine Erzählungen aufzuzeichnen – einerseits, weil ich diesen gemeinsamen Augenblick festhalten wollte; und andererseits, weil seine Geschichten nicht nur Zeitdokumente sind, sondern auch etwas über mich selbst erzählen.

Die authentischen, leidenschaftlichen Ausführungen meines Vaters verschmelzen dabei mit meinen eigenen filmischen Aufnahmen aus dem heutigen Rumänien, welches unsere erste, gemeinsame Heimat war.

In dem Werk „Garten Eden“ geht es um Heimat als Utopie, um Kindheit als verlorenes Paradies, und um Identität, die sich aus Erzählungen speist.

Die Interviews wurden zwischen 2014 und 2016 aufgezeichnet.

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Utopia wohnt nebenan

„25 Jahre nach Ende des Kalten Krieges ist vielerorts wieder eine große politische Distanz zwischen Westeuropa (z.B. Österreich) und Osteuropa (z.B. Rumänien) auszumachen. Allein schon an den historischen Wahlverwandtschaften zwischen den Städten Wien und Timişoara lässt sich festmachen, dass dies ein Zerrbild ist. Für das Stück Utopia wohnt nebenan bewegen sich die Autor_innen durch die beiden Städte, inspiriert vom situationistischen Konzept der psychogeographischen Erkundung. Ausgangspunkte des ‚Umherschweifens’ sind jeweils die Stadtteile Innere Stadt und Josefstadt (die es aufgrund der gemeinsamen Geschichte in Wien und Timişoara gibt). Aus den dabei gesammelten Fieldrecordings und Fotografien komponieren sie die Klang-Bild-Landschaft einer utopischen Stadt, in der der Gegensatz von West und Ost außer Kraft gesetzt ist. In die Komposition eingewoben sind O-Töne mit Zeitzeug_innen, die sich an solidarisches Zusammenleben in ihrer Heimat in Wien bzw. Timişoara unter schwierigen sozialen und politischen Bedingungen in unterschiedlichen Phasen des 20. Jahrhunderts erinnern. Die Zitate werden anhand gemeinsamer thematischer Motive in einen dialogartigen Bezug zueinander gesetzt, die den Blick auf den „Überschuss des Möglichen im Wirklichen“ (Ernst Bloch) der realen Geschichte von Österreich und Rumänien eröffnen. Die Sprecher_innen sind Friederike Brenner (geboren 1923 in Mödling nähe Wien) und Johann Kassnel (geboren 1932 in Jahrmarkt bei Timisoara).“ (Gerald Fiebig)

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